Pressemitteilung FNG-Marktbericht 2023: 7 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr - Nachhaltige Geldanlagen in Österreich erreichen neuen Höchststand von 67,3 Milliarden Euro
Das Wachstum nachhaltiger Geldanlagen flacht im Vergleich zum Vorjahr zwar ab, die Gesamtsumme der Anlagen in Österreich erreicht jedoch trotzdem neue Höchstwerte.
- Marktvolumen der Publikumsfonds steigt in Österreich um 18 Prozent
- Jeder dritte Euro ist in Österreich in nachhaltigem Produkt investiert
- 80 Prozent der Befragten rechnen mit weiterem Wachstum in 2023
Wien, 4. Juli 2023. Nachhaltige Geldanlagen sind weiterhin auf Wachstumskurs. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 summierte sich das Volumen Nachhaltiger Geldanlagen in Österreich auf 67,3 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von 7 Prozent. Das ist ein zentrales Ergebnis aus dem diesjährigen Marktbericht, den das Forum Nachhaltige Geldanlagen heute veröffentlicht hat.
2021 hatte diese Wachstumsrate noch bei über 60 Prozent gelegen. Das heißt: Das jährliche Wachstum fällt zwar geringer aus als in den Vorjahren, jedoch wurde trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Situation ein neuer Höchstwert erreicht. Der österreichische Gesamtinvestmentfondsmarkt mit einem Gesamtanlagevolumen von 187,7 Milliarden Euro im Jahr 2022 schrumpfte hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent. Damit haben sich die nachhaltigen Geldanlagen deutlich besser entwickelt. Die nachhaltig verwalteten Kund:inneneinlagen von Spezialbanken, die Nachhaltigkeit im gesamten Einlage- und Kreditgeschäft berücksichtigen, flossen mit 2,1 Milliarden Euro in die Summe Nachhaltiger Geldanlagen in Österreich ein. Sie legten damit um 35 Prozent zu.
Private Anleger:innen investieren in nachhaltige Publikums- und Spezialfonds
Nachhaltige Publikumsfonds setzten ihren Aufwärtstrend auch 2022 fort, sie legten mit 18 Prozent deutlich zu und liegen aktuell bei 45,3 Milliarden Euro. Das berichtete Volumen nachhaltiger Spezialfonds sank im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent und summiert sich für das Jahr auf knapp 19,9 Milliarden Euro. Somit wuchsen nachhaltige Publikumsfonds und Spezialfonds insgesamt um 6 Prozent. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate seit dem Jahr 2005 beträgt 26 Prozent.
Diese Fonds erreichten damit 2022 einen Anteil von fast 35 Prozent. Damit steckte mehr als jeder dritte in Österreich angelegte Euro in einem nachhaltigen Produkt. Im Vergleich zum Vorjahr haben vor allem private Anleger:innen hier mit einer Steigerung von 46 Prozent vermehrt investiert. Bei den institutionellen Investoren ist dagegen ein Rückgang von fast 30 Prozent zu verzeichnen. Hier betrug das Volumen im Jahr 2022 18,0 Milliarden Euro.
"Nachhaltige Geldanlagen sind in Österreich weiterhin sehr gefragt. Das Wachstum hat sich allerdings abgeschwächt, was vor allem mit dem schwierigen Gesamtmarkt zu begründen ist. Erfreulich ist, dass immer mehr Privatanleger:innen auf diese Anlageform setzen. Bei Publikumsfonds ist das Wachstum in Österreich zweistellig", erklärt Wolfgang Pinner, Leiter des FNG-Österreich.
Branche ist sich einig: Greenwashing-Vorwürfe schaden Entwicklung
Die Methodik für die Erhebung der Marktzahlen orientierte sich wie im vergangenen Jahr an der EU-Regulatorik. Die Klassifizierung nach Artikel 8 und 9 der Offenlegungsverordnung stellte auch für den diesjährigen Bericht das Grundgerüst für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen dar. Studienleiter des diesjährigen Marktberichtes ist Sebastian Füllgraf.
Im Marktbericht wurden erneut die häufigsten nachhaltigen Anlagestrategien analysiert. Auf Platz 1 befinden sich Ausschlüsse. Sie wurden bei 95 Prozent der betrachteten Assets angewandt. An Bedeutung gewinnt die ESG-Integration, sie ist das erste Mal auf dem zweiten Platz. Der Anteil der Publikums- und Spezialfonds, die auf Produktebene normbasiertes Screening anwenden sank auf 82 Prozent. Er hatte im Vorjahr noch bei 96 Prozent gelegen.
Teil der Erhebung zum Marktbericht ist auch stets eine Einschätzung der Branche, um ein Stimmungsbild der Entwicklungen und Anforderungen zu erhalten. Hier haben die Expert:innen neben quantitativen Daten daher auch qualitative Antworten übermittelt. Die Befragten wünschen sich vor allem eine kohärente und effizient umsetzbare Regulatorik. Außerdem wünschen sich die Befragten die Etablierung von Standards und die Differenzierung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und Investitionen in "Transformationsunternehmen".
Ein aktuelles Thema ist dabei auch das sog. Greenwashing. Immer wieder belasten Greenwashing-Vorwürfe die Branche. Als Ursachen dafür nennen die Befragten beispielsweise die fehlende eindeutige Definition einer Nachhaltigen Geldanlage, missverständliche EU-Regulatorik, fehlende Standards und Unterschiede im Verständnis von Nachhaltigkeit. Die Befragten sind zu 90 Prozent der Auffassung, dass Greenwashing-Vorwürfe das Potenzial haben, dem Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen zu schaden.
Ausblick: Branche bleibt positiv
Insgesamt blicken die Befragten trotz der regulatorischen Unsicherheiten zum Befragungszeitpunkt positiv in die Zukunft. 80 Prozent der Befragten erwarten für das laufende Jahr erneut ein Wachstum, lediglich knapp 12 Prozent rechnen mit einem Rückgang und weitere rund 8 Prozent mit einem gleichbleibenden Volumen. Trotz verschiedener Herausforderungen zeigt der aktuelle Marktbericht, dass Nachhaltige Geldanlagen weiterhin auf der Erfolgsspur sind. Die Branche ist sich zudem einig, dass sich die positive Entwicklung fortsetzen wird. Wichtig sind aus FNG-Sicht nachvollziehbare Regelungswerke, verlässliche Rahmenbedingungen sowie eine hohe Transparenz und Qualität der nachhaltigen Finanzprodukte.
Der FNG-Marktbericht ist mit der Unterstützung von engagierten Verbandsmitgliedern erstellt worden. Wir danken dafür unseren Sponsoren und Unterstützern: Deka Investments, Schroders, Impact Asset Management, Bank im Bistum Essen, vividam – powered by FiNet Asset Management AG, Bank für Sozialwirtschaft, EBS Executive School, imug rating, Kepler-Fonds Kapitalanlagegesellschaft, Oikocredit, Ralf Lemster Financial Translations.