Das Momentum nutzen: Prioritäten für das zukünftige Europa-Parlament für die Sustainable Finance Branche

Die anstehende Europawahl findet in einer für die Sustainable Finance entscheidenden Phase statt.
Die in den vergangenen Jahren entstandene EU-Regulatorik ist umfangreich, jedoch nicht immer praxistauglich und hat daher zuletzt zu Frustration bei Finanzmarktteilnehmer:innen geführt.

Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. und ÖGUT - Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik haben 6 Eckpunkte für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der EU-Regulatorik in der kommenden Legislaturperiode der EU erarbeitet:

1. Die Überprüfung der SFDR nutzen, um bestehende Frustrationen zu beheben

Die aktuell laufende Überprüfung der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) muss genutzt werden, um die Regulierung nachhaltiger Finanzen von den Problemen und Belastungen, mit denen die SFDR derzeit verbunden wird, zu lösen. Der zusätzliche Nutzen der Verordnung muss verbessert werden, um die Unterstützung nachhaltiger Finanzmarktteilnehmer für die Regulierung wieder zurückzugewinnen.

2. Den Impact von Investitionen berücksichtigen

Wirkungsorientiertes Investieren bietet ein enormes Potenzial innerhalb nachhaltiger Geldanlagen. Wenn wir Kapitalströme wirklich umlenken wollen, müssen wir auf diesem Konzept aufbauen. Impact Investing sollte daher im Rechtsrahmen für nachhaltige Finanzierungen und insbesondere in der SFDR stärker berücksichtigt werden.

3. Die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kleinanleger:innen in der Finanzberatung vereinfachen

Die derzeitige verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kleinanlger:innen (Mifid II) ist zu komplex gestaltet und verfehlt daher ihren Zweck private Kapitalströme zur Finanzierung der Transformation umzulenken. Sie entsteht, weil das derzeitige System mit seinen drei Kategorien, die an die SFDR und die Taxonomieverordnung gebunden sind, Privatanleger:innen aufwendig erklärt werden muss. Die Komplexität der Abfrage muss daher stark reduziert werden.

4. Rechtssicherheit schaffen, um Greenwashing-Vorwürfen vorzubeugen und damit die Transition zu fördern

Finanzmarktteilnehmer brauchen Rechtssicherheit, um Risiken im Zusammenhang mit Greenwashing-(Behauptungen) zu minimieren. Die EU Kommission muss sich im Klaren darüber sein, dass eine (zu) weit gefasste regulatorische Definition von Greenwashing die Haftungsrisiken erhöhen wird und daher zu einer Abnahme von ESG-Produkten führen kann, da Marktteilnehmer in diesem Zusammenhang versuchen werden, Reputations- und Haftungsrisiken zu mindern.

5. Die Digitalisierung der Sustainable Finance in der EU vorantreiben

Die Finanzierung der Transition der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit und die Digitalisierung - das sind die beiden großen Prozesse der kommenden Jahre. Die Nachhaltigkeit der (Finanz-)Wirtschaft kann durch digitale Prozesse erheblich gesteigert werden. Für beide Bereiche gibt es bereits zahlreiche EU-Regelungen, jedoch sind diese Agenden noch nicht eng miteinander verknüpft. Wir fordern die Kommission daher auf, eine Strategie für nachhaltige digitale Finanzen zu erarbeiten.

6. Den Fokus auf Biologische Vielfalt und einen Rahmen für soziale Investitionen legen

Der Erhalt der Artenvielfalt und die Entwicklung eines Rahmenwerks für soziale Investitionen sind aus unserer Sicht zwei wichtige Themen, die die neue Kommission ganz oben auf ihre Agenda setzen sollte. In beiden Bereichen gibt es bereits einige Regelungen an denen gearbeitet wird. Die Kommission und das Parlament sollten darauf aufbauen, einen Dialog mit den Finanzmarkteilnehmern führen, die über Erfahrungen in diesen Bereichen verfügen, und dabei auch die Erkenntnisse der Wissenschaft berücksichtigen.