Zur aktuellen Impact-Debatte Nachhaltiger Geldanlagen
Das vor einigen Tagen veröffentlichte, von den Prof. Christian Klein und Marco Wilkens ausgeführte Gutachten des Bundesverbands der Verbraucherzentralen hat die aktuelle Impact-Debatte Nachhaltiger Geldanlagen weiter angeheizt. Angesichts teils stark pauschalisierter, herausgegriffener Aussagen aus dem Gutachten stellten die Autoren nun mit einer Kurzzusammenfassung des Gutachtens noch einmal klar, dass die in der Studie ausgeführte These, dass die direkte Wirkung nachhaltiger Geldanlagen bisher kaum nachweisbar sei, nicht bedeute, dass „nachhaltige Finanzprodukte privater Anleger nicht bereits heute und insbesondere künftig solche Wirkungen haben“.
Angesichts der steilen Wachstumskurve Nachhaltiger Geldanlagen – mit 183,5 Mrd. Euro sind Nachhaltige Fonds und Mandate in Deutschland mit 37% mehr als doppelt so schnell gewachsen als der Gesamtfondsmarkt – ist die Frage um den tatsächlichen Impact nachhaltiger Finanzprodukte von enormer Wichtigkeit. Leere Versprechen und Greenwashing seitens der Anbieter im Hinblick auf den Impact Nachhaltiger Geldanlagen bergen die Gefahr, die wachsende Anzahl von Privatinvestoren, die sich diesem Thema zuwenden, abzuschrecken und die Sustainable Finance-Agenda längerfristig zu diskreditieren.
Es gibt bisher keine einheitliche Definition von Impact Investmentprodukten. Klein und Wilkens legen mit ihrer Definition von Impact einen hohen Maßstab an. Nach dieser Definition ist der Impact allein dann gegeben, wenn die Geldanlage dazu führt, dass transformative Realinvestitionen getätigt werden. Diese müssen nach dem Prinzip der Additivität – direkt oder indirekt – einen Beitrag zur Erreichung eines Nachhaltigkeitsziels leisten.
Jüngst veröffentlichten Busch, Bruce-Clark, Derwall, Eccles, Hebb, Hoepner, Klein, Krüger, Paetzold, Scholtens, Weber eine Typologie zu Impact Investments, bei der sie neben „ESG-screened“ und „ESG-managed investments“ „zwischen „impact-aligned investments“- und „impact-generating investments“ unterscheiden. Laut dieser Definition geht es bei den ersten beiden Kategorien um Supply Chain Management und Governance der investierten Unternehmen nach ESG-Kriterien und weniger um einen zusätzlichen sozialen und ökologischen Impact in der Realwirtschaft. Impact-aligned investments verfügen über verschriftlichte Wirkungsziele in den Produktdokumenten und überwachen anhand einer Benchmark deren Performance. Impact-generating investments bieten Lösungen zu den sozialen und ökologischen Herausforderungen an und können eine unmittelbare Wirkung des Investments auf eine nachhaltige Veränderung in der Realwirtschaft vorweisen . Diese Einteilung könnte insbesondere für die Umsetzung der EU-Offenlegungsverordnung am Markt hilfreich sein.
Bei dieser Einteilung in ESG- und Impact-Produkte ist es wichtig insbesondere gegenüber Privatinvestoren klarzustellen, dass auch ESG-Produkte bspw. über Nachhaltigkeitsratings der Unternehmen, die Best Practice Standards schaffen, oder Engagementprozesse seitens der Investoren (voice or vote) einen Impact auf eine nachhaltige Unternehmensführung haben.
Der Impact nachhaltiger Geldanlagen ist das Zukunftsthema im Bereich Sustainable Finance. Das FNG begleitet die Impactdebatte mit einer neu gegründeten Mitglieder-AG zum Thema. Darüber hinaus wird der diesjährige Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen einen Fokus auf das Thema Impact haben und anschließend ein FNG-Spezial zum Thema Impact folgen.